Gungolding - ein liebens- und lebenswertes Dorf im Altmühltal

Die Ortschaft Gungolding liegt 16 km östlich zur Kreisstadt Eichstätt im Herzen des Naturparks Altmühltal. Die Altmühl verleiht ihr auch sein landschaftliches Gepräge. Im Süden ist sie von einem waldigen Höhenkamm des Jura begrenzt, aus dem die Felsriffe Nonnenstein und Hexenfelsen hervorragen. Im Norden erheben sich von Wacholderheide bedeckte Hügel, unter denen der Kernberg eine Höhe von 480 m erreicht. Das Dorf liegt 376 m über dem Meeresspiegel. Die Altmühl und die Staatsstraße von Eichstätt nach Kipfenberg teilen den Ort in zwei Teile. Verbindungsglied ist die am 25. Juli 1986 eingeweihte Brücke. Die verschiedenen früheren Brückenbauten, zuerst aus Holz, dann aus Stein, teilten insbesondere in Kriegszeiten das Schicksal des gesamten Dorfes.

Eines der ältesten Naturschutzgebiete Bayerns ist die Gungoldinger Wacholderheide. Ein über 70 Hektar ausgedehntes Trockenrasengebiet ist teils mit buschigen, teils mit säulenförmigen Sträuchern des Gemeinen Wacholders (Juniperus communis) bewachsen und gilt als die schönste Wacholderheide im Naturpark Altmühltal. Sie entstand im Mittelalter durch Rodung des Waldes und Viehbeweidung. Auf der Fläche konnten sich dann die Pflanzenarten des Trockenrasens ausbreiten. Großangelegte Pflegeaktionen des Landkreises und ständige Schafbeweidung haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass die Heide ihren ursprünglichen Charakter behält und nicht verwaldet. Dadurch wird auch künftig der vielfältigen, großenteils selten gewordenen Flora und Fauna, hier vor allem Schmetterlingen und Käfern, ein passender Lebensraum geboten. Den meisten Gungoldinger Bürgern bedeutet ihre Wacholderheide neben der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt das Herzstück ihres Heimatortes.

Die Pfarrkirche, die der Aufnahme Mariens in den Himmel geweiht ist und am 15. August ihr Patrozinium begeht, liegt auf einer Anhöhe nördlich des Ortes in Richtung Pfahldorf und war einst eine mittelalterliche Wehranlage. Davon zeugen heute noch das Turm-Untergeschoss mit einem gotischen Spitzbogenfenster an der Ostseite und die Friedhofsummauerung - einst die Befestigung - in urtümlicher Bruchsteinmauertechnik. Den lichten Innenraum der Kirche schmückten um 1740 Eichstätte Künstler. Auch den Hochaltar führten 1742 Eichstätter Meister aus, allerdings kamen spätgotische Skulpturen wieder zur Aufstellung: In der Mitte eine Marienfigur (um 1470) und über den seitlichen Durchgängen St. Barbara und St. Katharina. Beide Seitenfiguren gehörten zusammen mit St. Margareta (an der rechten
Langhauswand) zu einem Schreinaltar. Die Skulptur des Papstes Urban an der linken Langhauswand stand ursprünglich in der Kapelle bei der Altmühlbrücke, die jetzt dem hl. Christophorus geweiht ist. Eine Besonderheit der Kirche von Gungolding ist der spätgotische Taufstein beim rechten Seitenaltar. Von ihm wird berichtet, er habe ursprünglich in der Pfalzpainter Kirche gestanden und sei zum Ausgleich nach Gungolding gegeben worden, weil um 1550 das Pfalzpainter Schloss in den Friedhof hinein erweitert wurde und deswegen die Toten in Gungolding begraben werden mussten, was noch bis 1604 fortgeführt wurde. Der Stein zeigt ein Wappen mit drei Sternen. Es ist das Wappen der von 1194 bis 1452 nachgewiesenen Herren von Pfalzpaint. Die Gungoldinger Kirche in ihrer jetzigen Gestalt wurde am 10. August 1747 durch den Eichstätter Weihbischof Groß von Trockau konsekriert. Der Volksaltar aus Jura-Marmor und der Ambo aus Edelstahl, beide von dem Neuburger Künstler Bernd Emmler gestaltet, kamen im Jahr 1997 in das Gotteshaus. Die Altarweihe nahm am 23. November 1997 der Eichstätter Dompropst und Generalvikar Johann Limbacher vor. Gleichzeitig feierte die Pfarrgemeine das 250-jährige Jubiläum der Kirchenweihe.

In den letzten Jahren wird die Pfarrkirche von Gungolding zusammen mit den Kirchen von Pfünz und von Schambach als beispielhaft herausgestellt in Bezug auf den Schutz der Fledermäuse. Die größten Fledermauskolonien mit den reichsten Artenvokommen leben im voralpinen Moor- und Hügelland und im Altmühltal. Dazu tragen auch die umgebenden intakten Lebensräume bei, wie das Naturschutzgebiet Gungoldinger Wacholderheide.

Von den Gungoldingern besonders geschätzt werden auch die vierzehn Kreuzwegstationen auf dem Weg vom Pfarrhof zur Kirche. Sie wurden 1751 nach anfänglichem Widerstand durch "Seine Hochfürstliche Gnaden" auf dem Weg vom Pfarrhof zur Kirche errichtet. Die jetzt enthaltenen Bildtafeln mit der Darstellung des Leidens und Sterbens Christi hat der Eichstätter Künstler Otto Maurer angefertigt. An den Sonntagen in der Fastenzeit wird dort regelmäßig die Kreuzwegandacht gebetet.

Das Pfarrhaus steht mitten im Dorf an der St.-Marienstraße. Zu ihm gehörten bis weit in die 30er-Jahre Wirtschaftsgebäude für die Ökonomie. Nachdem der damalige Geistliche Rat Franz Xaver Mader die Landwirtschaft aufgegeben hatte, baute man den Schafstall zu einer kleinen Werktagskirche um und weihte diese den "Sieben Schmerzen Mariens". Anfang der 60er-Jahre wurden alle Gebäude des Pfarrhofes abgerissen und neu errichtet. Zugleich entstand die St.-Josefs-Kirche. Dompropst Josef Heindl weihte 1965 den gesamten Komplex ein.

Seit September 1997 wird die Pfarrei Gungolding zusammen mit der Pfarrei Schambach von Pfarrer Josef Bierschneider betreut. Seine Vorgänger in Gungolding waren Norbert Kachel, Andreas Heindl, Anton Schuster und Franz Xaver Mader.

Besonders geprägt wurde das gesamte Dorf Gungolding in den letzten Jahren von den Maßnahmen der Dorferneuerung und der Flurbereinigung. Das Verfahren wurde am 29. Oktober 1982 eingeleitet und am 20. Juni 1999 mit einem großen Fest abgeschlossen. Zur Erinnerung an dieses tiefgreifende Gemeinschaftswerk errichtete die Teilnehmergemeinschaft am Ortsausgang an der Stangengasse einen Bildstock. Im Zuge der gesamten Maßnahme entstand auch das Mehrzweckgebäude am Platz des ehemaligen "Franzen-Anwesens" an der Ecke Stangengasse - St.-Marienstraße. In ihm sind das Feuerwehrhaus mit Schulungsraum und kleiner Küche, eine Halle für den Trachtenverein, der dort sein Festzelt und andere Gerätschaften lagert, sowie ein großer Raum für gemeindliche und dörfliche Anlässe unter einem Dach untergebracht. Die Einweihung fand am 1. August 1992 nach gut einjähriger Bauzeit in großartiger Gemeinschaftsleistung statt. Die Freiwillige Feuerwehr Gungolding konnte zugleich ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Nach einer Aufzeichnung von Vorstandswahlen im Jahr 1907 ist die Gungoldinger Wehr am 10. Juli 1892 gegründet worden.

Die nach dem zweiten Weltkrieg in Gungolding angesiedelte und seither immer wieder ausgebaute Natursteinindustrie hat die Entwicklung des Dorfes sehr begünstigt. Sie bietet vielen Bewohnern auch der umliegenden Orte einen guten und heimatnahen Arbeitsplatz. Verarbeitet wird hier vor allem Jura-Marmor, der in der Gegend von Petersbuch und Titting gewonnen und in Blöcken nach Gungolding transportiert wird. Eine gewisse Bedeutung haben auch noch die Solnhofener Platten, die in vielen Gebäuden auf der ganzen Welt vor allem als Bodenplatten verlegt wurden. Des Weiteren fanden sie Einsatz in der Lithographie.

Die Geschichte Gungoldings reicht weit zurück. Der Ort ist uralter Siedlungsboden. Dies beweisen zahlreiche vorgeschichtliche Grabhügel in der Gemarkung Nonnenstein. Beim Eisenbahnbau zwischen Eichstätt und Kipfenberg wurde 1898 im Leitenfeld westlich der Ortschaft eine Wohngrube aus der Keltenzeit gefunden. Weitere Funde aus der Glockenbecherzeit und aus dem Mittelalter belegen Wohnstätten an der Stelle der neuen Siedlung "Arnsberger Feld" am nordöstlichen Ortsrand. Dort sind die Ausgrabungen und Sicherungsmaßnahmen noch nicht abgeschlossen.

Einst führte durch die Gemarkung Gungolding eine Römerstraße, die die Kastelle von Pfünz und von Böhming verband. Der Ort ist mit Sicherheit eine Gründung der bayerischen Einwanderer, die um das Jahr 500 n. Chr. Böhmen verließen und in Richtung Altmühl und Donau vordrangen. Hier fanden sie günstige Bedingungen für eine Niederlassung: die bei Gungolding rechtwinklig zusammen treffenden Seitentäler Schindergrund und Kirchental. Sie boten die Möglichkeit, den Jura einerseits bis zur Donauniederung, andererseits bis zum Anlautertal zu durchqueren. Bestes Ackerland stand zur Verfügung, Brenn- und Bauholz boten die nahen ausgedehnten Waldungen; Kalk, Lehm und Sand finden sich in der Nähe, und ein Quellbach, der im Zuge der Altmühlregulierung 1929 untergegangene Meierbach lieferte ausreichend Wasser.

Gungolding gehört zu den ältesten Siedlungen des mittleren Altmühltales. Erstmals urkundlich erwähnt wird es im Jahr 895: König Arnulf gab dem Megingoz, einem Vasallen des Bischofs Erchambold von Eichstätt, früheren Besitz in Guntoldingen, der ihm widerrechtlich entzogen worden war, wieder zurück. Die Namensform Guntoldingen weist hin auf eine Siedlung des Guntold (ein altdeutscher Mannesname, der soviel bedeutet als der Waltende in der Schlacht). Am 20. Januar 945 bestätigte König Otto einen Tausch zwischen Bischof Starkand von Eichstätt und dem Grafen Berchtold, Güter in Schambach und Comegeltinga betreffend.

Von 1198 bis mindestens 1313 hat es Adelige von Gungolding gegeben, deren Schloss in Verbindung mit der Kirche stand. 1198 wird ein Sibot von Gungoldingen erwähnt, 1222 ein Rudiger von Gungoltingen und 1313 ein Albrechte von Gungoltingen.

Um das Jahr 1230 übergab Bischof Heinrich II. seinem Domkapitel die Kirche von Gungoltingen, die bis dahin ihm mit allen Rechten zustand. Diesen Besitz bestätigt 1231 Papst Gregor IX.

Gungolding kann auf eine kurze, aber turbulente Burgengeschichte zurückblicken. Zwei Burgen sind hier bekannt, mit denen die Burgherren allerdings kein Glück hatten. Zur Sicherung des Verkehrs im Altmühl- und Schambachtal begann 1395 Herzog Stephan III., der Kneißel von Bayern-Ingolstadt, die Feste "Nunnenstein" zu errichten, allerdings ohne den Segen des Bischofs Friedrich IV. Graf von Oettingen. Der nahm diesen "Schwarzbau" nicht hin: Herzog Stephan musste im Vertrag vom 8. Mai 1394 die begonnene Feste an das Hochstift übergeben. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. Sie blieb wohl unvollendet dem Verfall preisgegeben. Der Volksmund formte aus der in Vergessenheit geratenen Befestigung die Bezeichnung "Nonnenstein". Damit verband sich die Sage, dass Nonnen aus dem Nachbarort Hofstetten ihre Spaziergänge bis an den Felsen ausgedehnt hätten. Heute sind der Nonnenstein und der Hexenfelsen, die aus dem bewaldeten Hang in Richtung Arnsberg herausragen, auch von der Ferne ein markanter Blickfang
Eine weitere Burg lag im Tal auf der Altmühlinsel Rauenwörth oder Rauenwerde, rechts des Radwanderweges in Richtung Arnsberg. Dort stand eine Wasserburg der Grafen von Hirschberg zur Sicherung ihrer Wildbannrechte in den umliegenden Wäldern, die 1309 letztmals urkundlich erwähnt wird und danach verfallen ist. Im Zuge der Natur- und Umweltprogramme 1986 und 1987 gestaltete der Landkreis Eichstätt die Insel zu einem Feuchtbiotop um, das nicht betreten werden darf und deswegen gefährdeten Pflanzen und Tieren ungestörten Lebensraum bietet. Archäologische Untersuchungen 1987 erbrachten reiche keramische Funde aus dem 13. Jahrhundert. Für die Eichenbalken der Burgbrücke und eines hölzernen Wehrs ergab die Jahresringchronologie ein Fälldatum um 1295.

Einer alten Überlieferung zufolge bekamen die Gungoldinger den Spitznamen "Glockenstehler", im heimatlichen Dialekt "Glocknstöller", weil sie bei Nacht und Nebel eine Glocke vom Pfahldorfer Kirchturm holten, um sie zur Gungoldinger Kirche zu bringen. Dieser Heimatsage, die auch als "Schwanksage" bezeichnet wird, liegt folgender wahrer Kern zugrunde: Im Dreißigjährigen Krieg büßten die Gungoldinger ihre Kirchenglocken ein, vermutlich mussten sie zum Gießen von Kanonen und anderem Kriegsmaterial abgeliefert werden. Da die Kirche von Gungolding Pfarrkirche auch für Pfahldorf war, ordnete der Pfarrherr von Gungolding an, dass die Pfahldorfer eine der Glocken ihrer Filialkirche an die Pfarrkirche abzutreten hätten. Die Pfahldorfer beschwerten sich jedoch darüber beim Bischof in Eichstätt, woraufhin dieser die Anordnung des Gungoldinger Pfarrers für nichtig erklärte. Die Gungoldinger hängen noch heute sehr an dieser Sage und lassen die Erinnerung daran nicht untergehen. Deswegen ist sie seit einigen Jahren auch in Stein gemeisselt als Frontmotiv auf dem Trog des neuen Dorfbrunnens verewigt. Dieser steht auf dem Platz vor dem Mehrzweckgebäude und bietet den vielen vorbeikommenden Radwanderern Trinkwasser und Abkühlung. Inzwischen ist er auch zu einem beliebten Treffpunkt für die Dorfjugend geworden.

Quelle: www.walting.de